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Die Cantilever-Bremse: Ein Klassiker mit vielen Einstellmöglichkeiten

In diesem Beitrag erklären wir dir, wie die Cantilever-Bremse funktioniert, worin sie sich von der V-Brake unterscheidet und warum sie trotz Rückgangs noch heute vereinzelt verbaut wird.

In der Welt der Fahrradbremsen ist die Cantilever-Bremse mittlerweile eher ein seltener Anblick. Dennoch verdient sie Aufmerksamkeit - vor allem auch wegen ihrer besonderen Eigenschaften und Einstellmöglichkeiten.

In diesem Beitrag erklären wir dir, wie die Cantilever-Bremse funktioniert, worin sie sich von der V-Brake unterscheidet und warum sie trotz Rückgangs noch heute vereinzelt verbaut wird.


Was ist eine Cantilever-Bremse?

Die Cantilever-Bremse gehört – wie auch die V-Brake – zu den mechanischen Felgenbremsen. Beide Systeme arbeiten mit zwei Bremsarmen, die seitlich an der Gabel bzw. am Hinterbau montiert sind und die Bremsbeläge gegen die Felge drücken. Die Rückstellung erfolgt jeweils über eine Feder, die in die Bremsarme eingehängt wird. Auch die Cantilever-Bremse besitzt eine Einstellschraube, mit der die Federspannung angepasst werden kann.

👉 Dreht man die Schraube hinein, erhöht sich die Federkraft → die Arme stellen sich stärker auseinander.
👉 Dreht man sie heraus, wird die Rückstellkraft reduziert.


Der große Unterschied zur V-Brake: Die Zugführung

Während bei der V-Brake der Bremszug seitlich kommt und durch ein Führungshütchen (Noodle) auf den gegenüberliegenden Arm gezogen wird, verläuft der Bremszug bei der Cantilever-Bremse mittig von oben. Er wird von oben über einen sogenannten Zugbügel oder „Straddle Cable“ heruntergeführt, der die Kraft auf beide Bremsarme verteilt.

Es gibt verschiedene Varianten der Cantilever-Zugführung:

  • Eine klassische, dreieckige Zugbügel-Konstruktion

  • Oder ein System mit zwei quer verbundenen Zügen, bei dem der obere Zug über eine Kralle mit dem Querzug verbunden wird

Beide Systeme funktionieren im Prinzip gleich, unterscheiden sich aber in der Einstellbarkeit und Montagefreundlichkeit.


Einstellmöglichkeiten – Segen und Fluch zugleich

Was die Cantilever-Bremse besonders macht, ist ihre außergewöhnliche Flexibilität bei der Einstellung. Man kann nicht nur:

  • die Federkraft

  • die Höhe

  • und die Neigung der Bremsbeläge

einstellen, sondern auch – und das ist einzigartig:

👉 Die Bremskraft direkt beeinflussen.

Wie funktioniert das?

Der Abstand der Bremsbeläge zur Felge lässt sich so variieren, dass sich die Hebelverhältnisse verändern.

  • Je weiter außen die Bremsbeläge sitzen, desto stärker ist die Bremskraft.

  • Je näher sie an der Befestigungsachse sind, desto schwächer wirkt die Bremse.

Das Prinzip beruht auf einfacher Geometrie – wirkt aber in der Praxis spürbar.


Einstellen will gelernt sein

So viele Möglichkeiten bringen aber auch Herausforderungen mit sich. Die Cantilever-Bremse ist nicht einfach zu justieren – vor allem nicht für Einsteiger oder ungeübte Mechaniker. Kleine Änderungen in Höhe oder Winkel des Bremsbelags haben große Auswirkungen auf die Funktion.

Zudem gibt es Cantilever-Systeme mit speziellen Bremsbelägen, die schwieriger zu montieren sind als die klassischen V-Brake-Bremsbeläge. Auch alte, günstige V-Brake-Systeme verwenden manchmal Cantilever-kompatible Beläge – was bei der Wartung für Verwirrung sorgen kann.


Wo wurde die Cantilever-Bremse zuletzt noch eingesetzt?

Trotz der weiten Verbreitung moderner V-Brakes und Scheibenbremsen hatte die Cantilever-Bremse lange ein Zuhause im Gravel- und Cyclocross-Bereich. Dort waren die Bremsarme oft waagerecht montiert (statt senkrecht) und es kamen klassische V-Brake-Beläge zum Einsatz. Das machte die Einstellung deutlich einfacher, während die Geometrie gleichzeitig eine hohe Bremskraft ermöglichte.


Praktischer Hinweis: Laufrad ausbauen

Wenn du ein Rad mit Cantilever-Bremse besitzt und das Vorderrad oder Hinterrad ausbauen möchtest, musst du die Bremse aushängen. Das funktioniert meist über den seitlichen Haken, in den der Zugbügel eingehängt ist. Einfach aushängen, Laufrad rausnehmen – und nach dem Einbau wieder korrekt einsetzen.


Fazit

Die Cantilever-Bremse ist ein technisch spannendes, aber komplexes Bremssystem, das heute vor allem noch an älteren Trekkingrädern oder im Retro-Gravel-Bereich zu finden ist. Ihre Stärke liegt in der Vielzahl an Einstellmöglichkeiten – ihre Schwäche genau darin.

✅ Vorteile:

  • Hohe Einstellflexibilität (inkl. Bremskraft)

  • Wartungsfreundlich bei richtiger Handhabung

  • Mechanisch simpel aufgebaut

⚠️ Nachteile:

  • Aufwendige Justierung

  • Fehleranfällig bei falscher Montage

  • Heute nur noch selten verbaut


Du hast eine alte Cantilever-Bremse an deinem Fahrrad und willst wissen, ob sich eine Umrüstung lohnt? Oder du brauchst eine Anleitung zur Feinjustierung? Sprich uns gern an – wir helfen weiter!