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So kommt das Gewinde ins Material

Eigenschaften, Einsatzbereiche und Auswirkungen der Methoden "Gewindeschneiden" und "Gewindewalzen"

In der Werkstoffkunde – speziell bei der Herstellung von Gewinden – gibt es zwei grundlegende Verfahren: Gewindeschneiden und Gewindewalzen. Beide Methoden haben unterschiedliche Eigenschaften, Einsatzbereiche und Auswirkungen auf die Stabilität des fertigen Gewindes. In diesem Beitrag sehen wir uns beide Verfahren genau an.

1. Gewindeschneiden – das klassische Verfahren

Das Gewindeschneiden ist das wohl bekannteste und am weitesten verbreitete Verfahren zur Gewindeherstellung – besonders in kleineren Werkstätten, bei Nacharbeiten oder sogar in der privaten Werkstatt. Hierbei wird Material abgetragen, also mechanisch entfernt, um das Gewinde herzustellen.

Vorteile:

  • Einfach und schnell umsetzbar

  • Ideal für Reparatur- und Einzelarbeiten

  • Günstige Werkzeuge (z. B. Gewindeschneidsätze)

Nachteile:

  • Das Material wird an der Oberfläche zerspant, wodurch die innere Struktur und damit die Stabilität des Werkstoffs beeinträchtigt wird.

  • Geschnittene Gewinde sind weniger stabil als gewalzte.

2. Gewindewalzen – das Verfahren für mehr Festigkeit

Beim Gewindewalzen wird das Gewinde geformt statt geschnitten. Spezielle Walzen verformen das Material unter hohem Druck – das Gefüge wird dabei verdichtet und nicht zerstört.

Vorteile:

  • Höhere Festigkeit durch unverletzte Materialstruktur

  • Ideal für die Massenproduktion, z. B. bei Schrauben

  • Verbesserte Verschleißfestigkeit

Einschränkungen:

  • Teure Werkzeuge in der Anschaffung

3. Molekularer Unterschied: Schneiden vs. Walzen

  • Beim Schneiden des Gewindes werden die Molekülverbindungen zerstört, was die Stabilität verringert.

  • Beim Walzen werden diese Verbindungen nur umgeformt – das Gefüge bleibt intakt oder wird sogar verdichtet.

Eine einfache Analogie: Beim Walzen wird das Material so behandelt, als würde man eine Zahnpastatube zusammendrücken – das Material wird nur verlagert, nicht entfernt.

4. Spezialfall Speichen: Walzen ist Pflicht

Speichengewinde sind besonders dünn und filigran – hier zählt jeder Mikrometer Stabilität. Deshalb dürfen Speichen niemals geschnitten, sondern müssen immer gewalzt werden. Leider sind dafür spezialisierte Geräte nötig, die mit Preisen ab 2.500 € nicht ganz günstig sind. Günstigere Modelle liefern in der Regel keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Hier lohnt sich sparen also nicht.

Fazit

Verfahren Stabilität Kosten Geeignet für
Gewindeschneiden Geringer Günstig Einzelteile, Nacharbeit
Gewindewalzen Hoch Höher (Werkzeugkosten) Serienproduktion, hohe Belastung (z. B. Speichen)
 

Kurzum: Für maximale Stabilität – vor allem bei sicherheitsrelevanten Bauteilen – ist das Gewindewalzen die überlegene Technik. Für den Werkstattalltag und einfache Reparaturen bleibt das Gewindeschneiden jedoch unverzichtbar.