Wie funktioniert eine Scheibenbremse am Fahrrad?
In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf Aufbau, Technik und Varianten von Fahrrad-Scheibenbremsen.
Scheibenbremsen sind aus dem modernen Fahrradbau – insbesondere im sportlichen Bereich – nicht mehr wegzudenken. Ihre Funktionsweise ähnelt der von Motorradbremssystemen, auch wenn es einige spezifische Unterschiede gibt. In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf Aufbau, Technik und Varianten von Fahrrad-Scheibenbremsen.
Aufbau & Funktionsweise
Die Fahrrad-Scheibenbremse funktioniert hydraulisch und besteht aus:
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Bremshebel
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Bremsleitung
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Bremszange (Bremssattel)
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Bremsscheibe (Rotor)
Beim Ziehen des Bremshebels wird über die Bremsflüssigkeit Druck auf die Kolben im Bremssattel ausgeübt, die wiederum die Bremsbeläge gegen die Bremsscheibe drücken – das Fahrrad wird abgebremst.
Bremsflüssigkeit: DOT vs. Mineralöl
Im Fahrradbereich kommen zwei Arten von Bremsflüssigkeit zum Einsatz:
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DOT 5.1: Wie im Kfz-Bereich (dort meist DOT 4). DOT 5.1 hat einen höheren Siedepunkt und ist damit hitzebeständiger.
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Mineralöl: Vor allem von Herstellern wie Shimano oder Magura verwendet. Es ist einfacher in der Handhabung, ist nicht hygroskopisch (nimmt kein Wasser auf) und dadurch wartungsärmer.
Beide Systeme funktionieren zuverlässig – welches zum Einsatz kommt, hängt vom jeweiligen Bremssystem ab.
Offenes Hydrauliksystem
Die meisten hydraulischen Scheibenbremsen sind sogenannte offene Systeme. Das bedeutet:
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Es gibt einen Ausgleichsbehälter im Bremshebel.
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Die Bremsflüssigkeit kann sich bei Erwärmung ausdehnen, ohne dass die Bremse ungewollt blockiert.
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Die Bremsanlage kann sich automatisch nachstellen, was besonders bei Belagverschleiß vorteilhaft ist.
Der Bremssattel: Starr statt schwimmend
Im Unterschied zu vielen Motorrad- oder Kfz-Bremssystemen verwenden Fahrräder meist starre Bremssättel, die fest mit dem Rahmen oder der Gabel verschraubt sind. Daher:
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Die Kolben müssen symmetrisch arbeiten (also mindestens zwei Kolben – links und rechts).
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Ein-Kolben-Sättel gibt es für gewöhnlich nicht im Fahrradbereich.
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Moderne Systeme setzen zunehmend auf Vier-Kolben-Sättel, die eine gleichmäßigere Druckverteilung ermöglichen.
Aufnahme: Postmount vs. IS
Die meisten modernen Fahrräder nutzen heute die Postmount-Aufnahme zur Befestigung der Bremssättel:
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Vorteil: Einfachere Einstellung und Montage.
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Die ältere IS-Aufnahme (International Standard) ist kaum noch verbreitet, findet sich aber noch an älteren Modellen.
Bremsscheibengrößen
Typische Standardgrößen für Bremsscheiben sind:
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160 mm (häufig bei Rennrädern oder Citybikes)
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180 mm (Allround-Größe für viele Mountainbikes)
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203 mm (für Downhill oder schwere Fahrer:innen mit hohem Bremsbedarf)
Je größer die Scheibe, desto mehr Bremskraft und Hitzebeständigkeit – allerdings auch etwas mehr Gewicht.
Fazit:
Scheibenbremsen bieten starke und zuverlässige Bremsleistung – besonders unter anspruchsvollen Bedingungen wie Nässe, langen Abfahrten oder sportivem Einsatz. Ob mit DOT oder Mineralöl, 160 oder 203 mm – auf die richtige Einstellung und Wartung kommt es an.
👉 Tipp: Bitte berühre Bremsscheiben nie mit bloßen Fingern, um Fett- und Schmutzablagerungen zu vermeiden. Im Zweifel: lieber ein sauberes Tuch oder Handschuhe verwenden.