Wie werden Werkstoffe benannt? – Werkstoffnummer, Kurzname und Handelsname erklärt
So erkennst du, um welchen Werkstoff es sich bei deinem Bauteil handelt
In der Werkstoffkunde taucht oft die Frage auf: Wie erkenne ich eigentlich, um welchen Werkstoff es sich handelt? Gerade im Bereich der Metalle – speziell bei Stählen – gibt es unzählige Varianten. Allein bei Stahl existieren über 2.500 verschiedene Sorten. Von außen sieht man einem Bauteil eher selten an, was drin steckt. Deshalb gibt es ein genormtes System zur Werkstoffbezeichnung.
Welche Arten der Werkstoffbezeichnung gibt es?
Grundsätzlich unterscheidet man drei verschiedene Bezeichnungen für Werkstoffe:
1. Die Werkstoffnummer
Die Werkstoffnummer ist eine numerische Kennzeichnung, die in Deutschland und Europa nach dem sogenannten DIN EN System vergeben wird.
Ein typisches Beispiel für eine Werkstoffnummer ist:
👉 1.4301
Was sagt diese Nummer aus?
-
-
„1.“ → Kennzeichnet die Hauptwerkstoffgruppe „Stahl“
-
„43“ → Steht für die Untergruppe „rostfreie, nichtrostende Stähle“ (Chrom-Nickel-Stahl)
-
„01“ → Die fortlaufende Nummer für diese spezielle Legierung innerhalb der Gruppe
-
Wichtig zu wissen:
Die Werkstoffnummer ist vor allem für die Datenverarbeitung und Verwaltung in der Industrie relevant.
Für die genaue Materialzusammensetzung muss man die Nummer nachschlagen, denn aus der Nummer selbst lassen sich ohne Nachschlagewerk kaum Details erkennen.
2. Der Werkstoffkurzname
Deutlich interessanter für die praktische Anwendung ist der Werkstoffkurzname.
Dieser Name enthält direkt Informationen über die Zusammensetzung und Eigenschaften des Werkstoffs.
Beispiel:
👉 X5CrNi18-10
Was bedeutet das?
-
X: Hochlegierter Stahl
-
5: Kohlenstoffgehalt (hier 0,05 %)
-
CrNi18-10: Enthält 18 % Chrom und 10 % Nickel
Fazit:
Der Werkstoffkurzname gibt also auf einen Blick Hinweise auf den die Legierungsbestandteile und damit auf den möglichen Einsatzbereich des Teils.
Gerade für Techniker, Ingenieure und Fertigungsbetriebe ist dieser Name besonders hilfreich.
3. Der Handelsname
Zusätzlich gibt es oft noch einen sogenannten Handelsnamen, der vom jeweiligen Hersteller vergeben wird.
Ein sehr bekanntes Beispiel:
👉 V2A
Viele kennen „V2A“ als Begriff für rostfreien Edelstahl.
Dieser Handelsname ist nicht genormt und kann von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich sein.
Wichtig:
Auch wenn viele den Begriff „V2A“ verwenden, ist er nicht gleichbedeutend mit allen Edelstählen, sondern bezieht sich genau genommen auf eine bestimmte Legierung.
Zusammenfassung
| Bezeichnung | Bedeutung | Beispiel |
|---|---|---|
| Werkstoffnummer | Nummer für die Verwaltung / Normung | 1.4301 |
| Werkstoffkurzname | Aussagekräftige technische Kurzbeschreibung | X5CrNi18-10 |
| Handelsname | Herstellerabhängiger Marketingname | V2A |
Warum ist die richtige Bezeichnung wichtig?
Für die Auswahl, Verarbeitung und Anwendung eines Werkstoffs ist es extrem wichtig zu wissen, welche Eigenschaften der Stoff mitbringt, z. B. wie es um die Schweißbarkeit, Korrosionsbeständigkeit, Zerspanbarkeit und Festigkeit steht.
Falsche Materialwahl kann zu Bauteilversagen oder Produktionsproblemen führen.
Deshalb: Immer genau hinschauen, was in den Zeichnungen oder Lieferscheinen steht!
👉 Falls du weitere Fragen zu Werkstoffen oder deren Eigenschaften hast, findest du hier den Start unserer Werkstoffkunde-Reihe viele weitere Antworten.